Diesmal geht es um unseren ehemaligen Mittelfeldspieler Dimitrios Grammozis, der beim KFC 1996 den Sprung aus der Jugend zu den Profis schaffte.
Der in Wuppertal geborene Dimitrios Grammozis wuchs in Velbert auf und wechselte 1994 als Jugendlicher nach Uerdingen. Schon als A-Junior eroberte er sich in der Saison 1995/96 einen Stammplatz in der Verbandsliga-Mannschaft des KFC und schnupperte erste Profi-Luft in der sog. Reserverunde des Bundesliga-Teams.
Nach dem Abstieg der Uerdinger in die 2. Bundesliga zählte er in der Spielzeit 1996/97 als Vertragsamateur fest zum Kader der 1. Mannschaft und feierte am 3. August 1996 beim Auswärtsspiel in Leipzig sein Profidebüt, als ihn der damalige KFC-Trainer Hans-Ulrich Thomale zur Pause für Sebastian Hahn in die Partie brachte. Der KFC lag zu diesem Zeitpunkt 0:2 zurück und unterlag beim VfB am Ende mit 1:3, aber Grammozis wusste, in den zweiten 45 Minuten zu überzeugen und stand vier Tage später beim Heimspiel am 2. Spieltag gegen den FC Gütersloh plötzlich in der Startelf. In der Folge brachte er konstant starke Leistungen und war aus dem Uerdinger Mittelfeld nicht mehr wegzudenken.
Erstes Tor und eine Glatzen-Wette
Vor dem Heimspiel am 6. Spieltag gegen den VfB Lübeck ließ sich Grammozis in der Kabine mit seinen Mitspielern auf eine Wette ein, dass er sich eine Glatze schneiden lässt, wenn der KFC gewinnt und er dabei sein erstes Tor für Uerdingen erzielen sollte. Die Uerdinger siegten 5:0 und der damals 18-Jährige krönte seinen abermals starken Auftritt in der Schlussminute mit einem Freistoßtor zum 5:0-Endstand.
Zeugwart Hennes Strater hatte nach dem Abpfiff bereits einen Rasierer organisiert, doch Kapitän Pelé Wollitz riet dem Youngster seinerzeit von der Einlösung der Wette ab und gab zu bedenken, dass es in der Öffentlichkeit aussehen könnte, als ob er durch den Erfolg abhebe. Grammozis nahm den Rat seines erfahrenen Mitspielers damals dankend an, denn der mediale Rummel um den Uerdinger Shootingstar war auch ohne Einlösung der Wette schon sehr groß geworden. Die Journaille lobte seine gute Übersicht, seinen ständigen Vorwärtsdrang und sein dynamisches Zweikampfverhalten in den höchsten Tönen. Sie bezeichnete ihn als „Antreiber par excellence“ und als „leuchtendes Vorbild in puncto Einstellung und Einsatzbereitschaft“.
KFC verhindert einen Wechsel nach Spanien
Das große Talent des Teenagers weckte schnell Begehrlichkeiten anderer Vereine. Ende September 1996 kam es zu einem hartnäckigen Abwerbungsversuch durch den spanischen Erstligisten Rayo Vallecano. Trotz der Millionen-Offerte aus der Primera Division pochte KFC-Geschäftsführer Edgar Geenen seinerzeit auf den bis 1999 laufenden Kontrakt, der Grammozis nach dem ersten Jahr als Vertragsamateur ab Juli 1997 für zwei weitere Jahre als Profi an den KFC band.
Uerdingen hatte im Sommer 1996 mit Mustafa Doğan gerade erst ein großes Talent an Fenerbahçe Istanbul verloren und wollte wenige Monate später nicht das nächste vielversprechende Eigengewächs abgeben. Auch der Uerdinger Coach Hans-Ulrich Thomale drängte auf den Verbleib seines Musterschülers, so dass man den Spaniern schließlich eine Absage erteilte. In der Winterpause 1996/97 versuchte der KFC alles, den Vertrag vorzeitig bis 2001 zu verlängern, aber Grammozis wollte seine sportliche Zukunft damals nicht so weit vorausplanen.
Nach 34 Pflichtspielen in seiner ersten überragenden Saison in Krefeld kam Grammozis in der Saison 1997/98 unter dem neuen Trainer Jürgen Gelsdorf nur noch zu 25 Einsätzen in Liga und Pokal, da ihm vorübergehend kleinere Verletzungen und Leistungsschwankungen zu schaffen machten. Nach einer tollen Hinrunde, in der der KFC in der Spitzengruppe um die Aufstiegsplätze spielte, folgte eine für die gesamte Mannschaft ernüchternde Rückrunde und so reifte der Entschluss des Youngsters, sich sportlich zu verändern.
Wechsel zum Hamburger SV
Da Grammozis nach einem weiteren Jahr ablösefrei hätte wechseln können und die Uerdinger damals dringend Geld für die Zweitliga-Lizenz benötigten, einigte man sich im Sommer 1998 auf einen vorzeitigen Transfer zu einem der zahlreich interessierten Bundesligisten. Der KFC war sich bereits mit dem VfL Wolfsburg über die Wechselmodalitäten einig, doch Grammozis bevorzugte am Ende einen Transfer zum Hamburger SV, bei dem sein früherer Förderer Armin Reutershahn, unter dem er schon in der Verbandsliga-Mannschaft des KFC gespielt hatte, inzwischen als Co-Trainer tätig war. Zudem traf er bei den Hanseaten auf seine ehemaligen Uerdinger Mitspieler Alexander Bade, Oliver Straube und Andrej Panadic.
In der damals starken Hamburger Mannschaft schaffte er es allerdings nur vorübergehend, sich einen Stammplatz zu erobern und so zog es ihn nach zwei Jahren beim HSV weiter zum 1. FC Kaiserslautern. Nach insgesamt fünf Jahren in der Pfalz und einer weiteren Bundesliga-Saison (2005/06) beim 1.FC Köln, unterschrieb Grammozis beim Zweitligisten Rot-Weiss Essen.
Grammozis wagte er den Schritt ins Ausland
Im Sommer 2007 wagte er dann den Schritt ins Ausland und ging zum griechischen Erstligisten Diethnis Enosis Ergotelis und im November 2008 weiter nach Zypern, wo er mit seinem Club AC Omonia Nicosia 2010 die Meisterschaft holte und anschließend an der Qualifikation zur Champions League teilnahm.
Nach einer weiteren Station beim griechischen Erstligisten AO Kerkyra kehrte er im Sommer 2012 nach Deutschland zurück und unterzeichnete einen Vertrag als Spieler bei der U23 des VfL Bochum. In der Saison 2014/15 wurde er dann selber Trainer der Mannschaft in der Regionalliga West. Im Rahmen dessen kam es auch zu einem Wiedersehen mit dem KFC Uerdingen.
Nach verschiedenen weiteren Stationen im Bochumer Nachwuchsbereich, übernahm er im Februar 2019 schließlich den Zweitligisten SV Darmstadt 98, den er in kürzester Zeit von einem Abstiegskandidaten zu einem Spitzenteam formte. Anschließend wechselte Grammozis als Cheftrainer zum Bundesligisten FC Schalke 04, er konnte den Sturz in die 2. Liga jedoch nicht mehr verhindern.