Historie der Grotenburg

Einst war sie eine Kampfbahn, nun ist sie ein Stadion: Unsere Grotenburg. Schauplatz unzähliger Fußballschlachten, Heimsiege und bitterer Niederlagen.

Fast 100 Jahre hat sie auf dem Buckel, Länderspiele hat sie schon gesehen, Europapokalpartien, aber auch die sechstklassige Niederrheinliga. Spätestens, wenn die Flutlichtmasten angeknipst werden, wissen alle blau-roten Fußballfreunde: Da ist sie, die wunderschöne Grotenburg. Unser Zuhause.

grotenburg Stadion bei Nacht und Flutlicht

1927 Die Eröffnung

„Grotenburg-Kampfbahn“ wird eingeweiht

Am 17. September 1927 um 20 Uhr wurde die neu errichtete Sportstätte „Grotenburg-Kampfbahn“ mit einem Fackelzug der Turn- und Sportverbände offiziell eingeweiht. Am Folgetag wurden die Feierlichkeiten mit zahlreichen Sportwettkämpfen fortgesetzt. Auch der Fußball spielte damals schon eine gewisse Rolle, denn Teil der Einweihungsfeierlichkeiten war ein Fußballspiel zwischen der „Städtemannschaft Krefeld“ und dem D.F.C. Prag. Zunächst standen jedoch andere Sportarten im Vordergrund.

1936 Das erste Länderspiel

Auswahl aus Luxemburg zu Gast

Zum ersten Mal findet ein Fußball-Länderkampf in der Grotenburg statt. Die Nationalmannschaft des “Deutschen Reiches” setzt sich am 27.09.1936 vor 18.000 Zuschauern mit 7:2 (3:2) gegen die Auswahl aus Luxemburg durch. Zweifacher Torschütze ist dabei Ernst Kuzorra.

50er und 60er Jahre

Leichtatheltik und Feldhandball

Nach dem Zweiten Weltkrieg bescherte die Leichtathletik-Elite des KTSV Preussen 1855 der „Kampfbahn“ einige Großveranstaltungen. In den 50er und 60er Jahren rückte der TV Oppum mit seiner Feldhandball-Mannschaft in die deutsche Spitze und sorgte für manch reizvolle Partie in der Grotenburg.

Anfang der 70er Jahre

Bau der Südtribüne

Erst 1971 erweckte der FC Bayer 05 Uerdingen die inzwischen etwas verwaiste Grotenburg aus ihrem Dornröschenschlaf. Mit dem Aufstieg in die Regionalliga West wurde die Grotenburg zur neuen Heimat der Uerdinger Fußballer. Rot-Weiß Essen, Alemannin Aachen, Borussia Dortmund und der Wuppertaler SV sorgten als Gegner für volle Ränge, doch mit dem Fassungsvermögen von 18.000 Zuschauern kam der FC Bayer in diesen Jahren stets aus.

Auch der Sprung in die neu gegründete 2. Fußball-Bundesliga reichte noch nicht aus, um die Kampfbahn zu füllen. Erst der verlockende Aufstieg in die höchste deutsche Fußballklasse brachte am 22. Juni 1975 insgesamt 22.000 Zuschauer in die Grotenburg. Zwei Tage vor dem Aufstiegsspiel war die neue Sitzplatztribüne fertiggestellt worden, die weitere 4.000 Plätze bot. Bis dahin hatte man sich mit der in den 20er Jahren errichteten Tribüne am Zoo begnügt. Nun erhielt die Grotenburg die Züge eines modernen Stadions, in dem die neue Sitzplatztribüne den Blickfang bildete. Nicht nur der FC Bayer Uerdingen, auch die Stadt Krefeld wusste, dass die höchste deutsche Spielklasse im Fußball auch ein entsprechendes Zuschauerangebot erfordert. Zweimal hieß es in der Bundesligasaison 1975/76 schon vor den Spielen – ausverkauft.

Ende der 70er Jahre

Flutlicht und Errichtung der Westkurve

Für einen weiteren Ausbau fehlte zunächst das Geld, zumal der Deutsche Fußballbund bereits für die Saison 1976/77 die Errichtung einer Flutlichtanlage forderte, die dann auch genehmigt und gebaut wurde.

Die Ausbaupläne stießen schnell auf das Interesse der Wirtschaft, so dass sich Verein und Stadt um den Bau einer weiteren Zusatztribüne bemühten. Noch bevor die Uerdinger ihr erstes Heimspiel nach dem Wiederaufstieg bestritten, kippten Lastwagen den ersten Bauschutt, um die Westkurve aufzufüllen. Insgesamt 6.000 neue Plätze sollten entstehen. 3.500 davon bis Ende Oktober, der Rest bis spätestens Januar 1980, versprach die Baufirma. Das Versprechen wurde nicht nur eingehalten, die Tribüne konnte sogar früher eingeweiht werden.

1984 Erste Anzeigetafel

Anzeigetafel auf der Westkurve

Ende Oktober 1984 wurde oberhalb der Westkurve eine 6×3 Meter große Anzeigetafel als Stahlrohrkonstruktion errichtet. Große Zahlentafeln, die von Hand aufgehängt werden mussten, informierten die Zuschauer fortan über den aktuellen Spielstand. Darunter das legendäre 7:3 im Europapokal gegen Dynamo Dresden sowie der 1:0-Sieg der Uerdinger über Bayern München in der Bundesliga-Saison 1985/86. Die alte Anzeigetafel steht heute in der Hubert-Houben-Kampfbahn am Krefelder Appellweg – der Heimat von Preussen Krefeld.

1985 nach dem Pokalsieg

Plan für ein komplett überdachtes Stadion

Nach dem Pokalsieg 1985 war absehbar, dass die Mannschaft auch in den nächsten Jahren in der Bundesliga spielen würde und die Teilnahme am Europapokal zu einer zusätzlichen Auslastung der Grotenburg führen würde. Die Stadt Krefeld und der Verein waren sich damals einig, dass die altehrwürdige Grotenburg-Kampfbahn den gestiegenen Anforderungen nicht mehr gerecht werden würde.

Die Planungen sahen einen schrittweisen Umbau in ein modernes, komplett überdachtes reines Fußballstadion vor. Nach der Saison 1985/86 wurde die alte Sitzplatztribüne aus dem Jahr 1927 abgetragen. An ihrer Stelle entstand die neue, 107 Meter lange Nordtribüne in Fertigteilbauweise mit 6.000 Sitzplätzen. 100 Arbeiter errichteten das 6,32 Mio. Mark teure Bauwerk in nur acht Wochen. Gleichzeitig entstand an der Stelle der alten „Zookurve“ der erste Teil einer neuen Stehplatztribüne für zunächst 6.000 Zuschauer. Unter der Südtribüne wurde ein Innenausbau vorgenommen. Für weitere 2 Mio. DM entstanden dort Räumlichkeiten für Mannschaften, Sponsoren und Presse.

Da die Laufbahn durch den Umbau verschwunden war, entschied man sich, das Wort „Kampfbahn“ aus dem Namen zu streichen und durch die Bezeichnung „Stadion“ zu ersetzen.

1986-1990 Erweiterung der Ostkurve

Anzeigetafel auf der Osttribüne

Ein Jahr später wurde die Osttribüne auf 10.800 Stehplätze aufgestockt. Die Tribüne wurde so konzipiert, dass eine spätere Überdachung ohne großen Aufwand möglich gewesen wäre.

Nachdem sich die Mannschaft in den folgenden Jahren in einem stetigen sportlichen Abwärtstrend befand und auch die erhofften Zuschauerzahlen bei weitem nicht erreicht werden konnten, war eine weitere Realisierung des ursprünglichen Umbauplans zunächst nicht mehr erforderlich. Lediglich die Errichtung einer modernen Anzeigetafel in der Ostkurve wurde im März 1990 noch umgesetzt. Beim Bundesliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt wurde die farbige digitale Anzeigetafel auf der Osttribüne eingeweiht.

Mit der Installation der neuen Anzeigetafel wurden die Pläne zur Überdachung der Ostkurve vorerst zurückgestellt. Nach Abschluss der Bauarbeiten an der Ostkurve einschließlich der Anzeigetafel fasste die Grotenburg 34.500 Zuschauer. Ein weiterer Schritt (neben der Überdachung der Ostkurve) der damaligen Ausbaupläne wurde jedoch nie realisiert: Der Umbau der Westkurve.

1999 Neue Umbaupläne

Hotel, Badelandschaft & Skaterbahn

1999 wurden die Ausbaupläne vom damaligen Vorsitzenden Hermann Tecklenburg noch einmal aufgegriffen. Der Tecklenburg wollte in Krefeld einen wahren Fußballtempel errichten. Die Pläne sahen unter anderem eine Überdachung des Stadions bis auf die Westseite vor. Dort waren ein Gebäudetrakt mit VIP-Lounges sowie ein Hotelkomplex geplant. Außerdem sollten rund um die Grotenburg eine überdachte Badelandschaft, Skaterbahnen, Europas größter Streichelzoo und ein Abenteuerspielplatz entstehen. Doch der Widerstand von Stadt und Zoo sowie Zweifel an der Finanzierung ließen seine Vision scheitern.

2005 und 2012 Investoren Angebote

Umbau oder neues Stadion

In der schwierigen Phase nach dem Zwangsabstieg 2005 kam das Thema Multifunktionsarena erneut auf den Tisch. Ein anonymer Investor erklärte sich bereit, den Verein zu retten und das Stadion auszubauen, wenn er von der Stadt eine Absichtserklärung zum Verkauf des Geländes rund um die Grotenburg erhalte. Die Stadt war jedoch nicht bereit, mit einem Strohmann zu verhandeln. Außerdem befürchtete die Stadt eine interne Konkurrenz zur gerade fertiggestellten Eishockeyarena „Königs-Palast“.

Sieben Jahre später plante eine niederländische Investorengruppe in Krefeld ein neues Stadion für den KFC Uerdingen mit einer Kapazität von 12.000 bis 15.000 Zuschauern. Die Stadt sollte das Grundstück zur Verfügung stellen. Die Baukosten von rund 25 Mio. Euro wollten die Niederländer tragen. Die Stadt sollte das Stadion nichts kosten, hätte dem Investor aber ein entsprechend großes Grundstück zur Verfügung stellen müssen. Die Politik entschied sich jedoch dagegen. Man kam zu dem Schluss, dass das Konzept eines neuen Gewerbegebietes zur Finanzierung des neuen Stadions überdimensioniert sei und das Krefelder Innenstadtkonzept gefährden könnte.

2010 Block K wird umbenannt

Franz-Raschid-Block eingeweiht

Unmittelbar nach dem Tod des ehemaligen Uerdinger Spielers Franz Raschid (411 Pflichtspiele für den Verein) am 22. Oktober 2010 im Alter von nur 56 Jahren entschloss sich der Verein, den Block K der Südtribüne in Franz-Raschid-Block“ umzubenennen. Zur offiziellen Einweihung am 31. Oktober 2010 beim Heimspiel gegen Ratingen kamen Raschids Tochter Franziska, seine ehemaligen Mitspieler Edmund Stieber und Heinz Mostert sowie Ex-Trainer Klaus Quinkert.

2013 Sperrung der Ostkurve

Sicherheitsmängel auf den Stehplätzen

Die Ostkurve sowie die Stehplatzbereiche in den Blöcken P und Q wurden wegen Nichteinhaltung der Anforderungen an die Wellenbrecherabstände komplett gesperrt. Die Osttribüne ist bis heute gesperrt.

2018 komplette Sperrung & Sanierung

Keine Spiele mehr in der Grotenburg

Nach dem Aufstieg in die 3. Liga, erfüllte das Grotenburg-Stadion nicht die Drittliga-Anforderungen. Um eine Zulassung für die 3. Liga zu erhalten, müsste es zunächst modernisiert werden. Aus Sicherheitsgründen wurde die Grotenburg im Mai 2018 für den Spielbetrieb gesperrt. Da Krefeld über kein spielfähiges Stadion verfügte, musste der KFC in den folgenden Jahren in verschiedenen Städten spielen. Im März bewilligte der Stadtrat 16,3 Mio. Euro für die Sanierung der Grotenburg. Nach der Modernisierung soll das Stadion mindestens 10.000 Zuschauer fassen.

2021 die Grotenburg-Supporters packen an

Fans sanieren Grotenburg-Stadion

Da die Stadionsanierung ins Stocken geriet, gründeten sich die Grotenburg Supporters. Der Zusammenschluss von 450 ehrenamtlichen Supporter, meist langjährige Fans des KFC Uerdingen, hat die Stadt bei der Sanierung der Grotenburg tatkräftig unterstützt. Nicht zuletzt dank der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer konnte der KFC in die Grotenburg zurückkehren und wieder Heimspiele in Krefeld austragen.

2022 Back Home

Rückkehr nach vier Jahren im Exil

Am 23. April 2022 war es soweit. Die KFC durfte sein erstes Pflichtspiel nach fast vier Jahren in der Fremde in der Grotenburg absolvieren. Die Stimmung auf der Baustelle Grotenburg war schon vor dem Anpfiff außergewöhnlich. Die unglaubliche Freude über die so lange vermisste Heimstätte war jedem der 2.000 Zuschauer deutlich anzumerken. Entsprechend beeindruckend war die Atmosphäre auf den Rängen.

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