Diesmal geht es um unseren ehemaligen Mittelfeldspieler Franz Raschid, der im Alter von nur 56 Jahren verstarb.
Franz Raschid kam 1974 als 19-jähriges Talent vom Dinslakener Zechenverein VfB Lohberg nach Uerdingen. Schon in seiner ersten Saison spielte sich Raschid ins Uerdinger Team, das am Ende der Spielzeit sensationell den Aufstieg in die Bundesliga schaffte.
Nach dem Abstieg 1976 wurde der Mittelfeldspieler zu einer wichtigen Säule der Mannschaft, der 1979 schließlich erneut der Aufstieg ins Fußballoberhaus glückte. Auch 1983 beim dritten Aufstieg in die Bundesliga, als Uerdingen sich in der Relegation gegen den FC Schalke 04 durchsetzen konnte, war Raschid mit von der Partie.
Beim Pokalsieg 1985 in Berlin gegen den FC Bayern München war es dem Uerdinger Urgestein leider nicht vergönnt, im Endspiel mitzuwirken. Im letzten Bundesligaspiel vor dem Finale hatte sich Raschid an der Verse verletzt und wurde nicht mehr rechtzeitig fit. Trainer Kalli Feldkamp hatte noch bis zum Abschlusstraining im Olympiastadion auf die Rückkehr seines Leistungsträgers gehofft, doch die Ärzte gaben für einen Einsatz kein grünes Licht.

Kicker-Magazin dankt Franz Raschid
Auch in den folgenden beiden Jahren machten ihm immer wieder Verletzungen zu schaffen. In der Endphase der Saison 1985/86 konnte er endlich wieder voll mitmischen und hatte mit vier Toren in zwölf Spielen großen Anteil an der legendären Rückrunde, in der die Uerdinger mit einer unfassbaren Serie als beste Mannschaft der zweiten Saisonhälfte in der Bundesliga am Ende noch auf Platz 3 kletterten. Sein Tor zum 1:0-Heimsieg über Werder Bremen brachte den FC Bayern München damals erst wieder zurück ins Rennen um die Deutsche Meisterschaft und ermöglichte erst das spätere Drama um den verschossenen Kutzop-Elfmeter im direkten Duell der beiden Konkurrenten. Das Kicker-Sportmagazin titelte seinerzeit „Danke für dieses Tor“, denn der Treffer von Raschid hatte das Duell um die Meisterschaft erst wieder spannend gemacht.
Sternstunde im Pokal gegen Stuttgart
1986/87 hatte er beim legendären 6:4-Erfolg über den VfB Stuttgart im DFB-Pokal seinen großen Auftritt. Die Schwaben führten bereits mit 3:0, doch Uerdingen drehte die Partie am Ende noch und Raschid erzielte dabei zwei der sechs Tore.
Zwei Miniskusschäden sowie eine schwere Kreuzbandverletzung zwangen ihn 1988 schließlich, seine Schuhe an den Nagel zu hängen. Raschid war bei fünf der sechs Relegationsspiele um die Bundesliga im Einsatz, absolvierte für Uerdingen 166 Erstliga- (21 Tore) und 198 Zweitligaspiele (30 Tore). Hinzu kommen 36 Spiele (11 Tore) im DFB-Pokal und sechs Einsätze im Europapokal. Insgesamt bestritt er in 14 Jahren als Profi in Uerdingen 411 Pflichtspiele und gehört zu den großen Legenden unseres Clubs.
Nach seiner aktiven Karriere machte er den Trainerschein und coachte u.a. Arminia Bielefeld (1990/91), den VfB Homberg und den VfB Lohberg. 1998 übernahm er Glückauf Möllen und führte den Club aus Voerde von der Kreisliga B bis in die Landesliga. Im Sommer 2008 folgte ein Engagement beim PSV Wesel-Lackhausen, mit dem er direkt in seiner ersten Saison in die Landesliga aufstieg.
Am 22. Oktober 2010 verstarb Franz Raschid im Alter von nur 56 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ihm zu Ehren wurde der Fanblock (Block K) des Grotenburg-Stadions noch im gleichen Jahr in „Franz-Raschid-Block“ umbenannt.
Franz ist für mich eine absolute Bayer-05-Legende. Ich bin mir sicher: Ohne ihn hätte der Verein seine große Erfolge in den 1980er Jahren nicht errungen. Auf dem Platz war Franz eine Maschine, die erst zu laufen und zu kämpfen aufgehört hat, wenn der Schiedsrichter abgepfiffen hat. Herausragend war auch seine linke Klebe. Sein Schuss war so hart, dass ich mir bei einem Abwehrversuch mal die Hand verstaucht habe. Seitdem habe ich im Training lieber versucht, seine Torschüsse nur mit den Füßen abzuwehren. Leider ist Franz viel zu früh verstorben. Ich werde ihn immer als Freund und großartigen Menschen in Erinnerung behalten.
Werner Vollack (meine-traumelf.de)

Franz war ein ruhiger Typ, hatte aber gute Sprüche auf Lager. Mit ihm und Werner Vollack hatte ich eine Fahrgemeinschaft. Da war immer was los im Auto. So kamen wir schon gut gelaunt zum Training. Auf der linken Außenbahn hat Franz mit seiner Ausdauer, seiner Schnelligkeit und seinen präzisen Flanken ordentlich Alarm gemacht. Mit den modernen Bällen von heute hätte er mit seinem starken linken Fuß sicherlich für noch mehr Gefahr sorgen können.
Norbert Brinkmann (meine-traumelf.de)