Libero und Kapitän Heiko Peschke

Treue. Liebe. Tradition.

Diesmal geht es um unseren ehemaligen Kapitän Heiko Peschke, der von 1991 bis 1997 für Uerdingen spielte und seine Profikarriere beim Halleschen FC begann.

Als Heiko Peschke 1991 nach Uerdingen wechselte, hatte man mit ihm endlich wieder einen Abwehrchef gefunden, der die große Uerdinger Libero-Dynastie nach Paul Hahn und Matthias Herget um ein weiteres Kapitel fortsetzen konnte. Der damals 27-Jährige konnte bereits auf eine große Karriere im DDR-Fußball zurückblicken und brachte entsprechend viel Erfahrung mit nach Krefeld.

Jugendnationalspieler in der DDR

Nach Anfängen in der Jugend bei der BSG Stahl Riesa, für die schon sein Vater in der Oberliga spielte, wechselte er 1977 als A-Jugendlicher zum Halleschen FC. Dort spielte sich Peschke in den Vordergrund und wurde 1981 aufgrund seiner guten Leistungen in die DDR-Junioren-Nationalmannschaft berufen. 1982 schaffte er als 18-Jähriger unter Trainer Jürgen Koitzsch den Durchbruch im Seniorenbereich in der DDR-Oberliga und erkämpfte sich als Mittelstürmer einen Stammplatz beim HFC.

Peschke traf im Europacup ausgerechnet auf Uerdingen

Als U21-Nationalspieler folgte 1983 der Wechsel zum damaligen DDR-Spitzenclub FC Carl Zeiss Jena, wo er sich in der Folge ebenfalls durchsetzen konnte. In der Saison 1985/86 wurde er vom Vorstopper zum Libero und qualifizierte sich mit den Thüringern als Dritter der DDR-Oberliga für den UEFA-Cup. Im Europapokal traf Jena in der 1. Runde ausgerechnet auf Uerdingen und so führte der Weg von Heiko Peschke am 17. September 1986 erstmals in die Krefelder Grotenburg. Gegen die Mannschaft von Trainer Kalli Feldkamp war der FC Carl-Zeiss damals jedoch chancenlos und schied durch eine 0:3- und 0:4-Niederlage aus. Aber Peschke sammelte damals weitere internationale Erfahrung mit der Olympiaauswahl der DDR, für die er zwischen 1986 und 1988 25 Spiele als Libero bestritt.

Trotz seiner konstant guten Leistungen wurde er erst sehr spät in die Nationalmannschaft der DDR berufen. Sein Debüt gab er am 28. März 1990 in einem Freundschaftsspiel gegen die USA. Beim 2:0-Sieg gegen Ägypten am 11. April 1990 erzielte er sein erstes und einziges Tor für die Nationalmannschaft. Durch das Ende des DFV, der im Zuge der Wiedervereinigung im DFB aufging, kam Peschke insgesamt nur auf 5 A-Länderspiele. Er gehörte zur letzten DDR-Auswahl, die das fußballhistorisch bedeutsame letzte DDR-Länderspiel am 12. September 1990 im Brüsseler Constant-Vanden-Stock-Stadion bestritt und dort einen 2:0-Sieg über Belgien feierte.

Wechsel nach Uerdingen

Obwohl sich Peschke im letzten Jahr der DDR-Oberliga mit dem FC Carl-Zeiss Jena für die 2. Bundesliga qualifiziert hatte, suchte er nach acht Jahren bei den Thüringern im Sommer 1991 eine neue Herausforderung und wechselte zu den gerade aus der Bundesliga abgestiegenen Uerdingern. Friedhelm Funkel hatte die Mannschaft damals als Trainer übernommen und Peschke sollte eine wichtige Stütze in der nach dem Abstieg völlig neu formierten Uerdinger Mannschaft werden. Der Trainer bezeichnete ihn damals als seinen „verlängerten Arm auf dem Platz“ und der groß gewachsene Libero überzeugte von Beginn an durch seine Führungsqualitäten, seine Kopfballstärke und seine Raumbeherrschung. Auf und neben dem Platz hatte er mit seiner Persönlichkeit, seiner Ausstrahlung und seiner enormen Erfahrung großen Anteil am sofortigen Wiederaufstieg der Uerdinger.

Pech für Kapitän Peschke in der Bundesliga

In der Bundesliga führte Peschke die Mannschaft in der Saison 1992/93 als Kapitän an. Doch die Saison stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Gleich zum Auftakt im Heimspiel gegen den FC Bayern München flog der Libero in seinem ersten Bundesligaspiel in der 78. Minute beim Stand von 0:1 mit Rot vom Platz. Sein Trikotzupfer gegen Roland Grahammer wurde als Notbremse gewertet, die der DFB zu Beginn der Saison erstmals mit einem Platzverweis ahndete.

Kaum wieder im Kader, wurde ihm erneut eine neu eingeführte Regel zum Verhängnis. Beim Auswärtsspiel in Bremen sprang der Ball bei einem Luftkampf mit Marco Bode vom Bein des Uerdinger Liberos in die Arme von Torhüter Bernd Dreher. Schiedsrichter Hermann Albrecht wertete dies fälschlicherweise als Verstoß gegen die neue Rückpassregel und entschied auf indirekten Freistoß, den Bremens Mirko Votava in der 87. Minute zum 2:1-Siegtreffer nutzte. Die Fehlinterpretation der neuen Regel sorgte damals für viel Aufregung und galt in der Folgezeit als Paradebeispiel dafür, wann es sich nicht um einen absichtlichen Rückpass handelt. Am großen Unmut über die verlorenen Punkte änderte die allgemeine Zustimmung der Medien und Experten leider nichts.

Das Pech sollte Peschke auch in der Folgezeit hold bleiben und so zog sich der Abwehrchef bei der 0:2-Niederlage am 8. Spieltag beim 1. FC Nürnberg eine sehr schwere und schmerzhafte Verletzung zu. Der Peruaner Percy Olivares sprang ihm mit beiden Beinen in den Rücken und brach dem Uerdinger die Querfortsätze des dritten und vierten Lendenwirbels. Peschke musste lange pausieren und hinterließ in der Abwehr eine Lücke, die in den folgenden Spielen nie wieder adäquat geschlossen werden konnte. Sein Comeback am 13. Spieltag in Hamburg dauerte nur sieben Minuten, ehe er erneut verletzt vom Platz musste und endgültig bis zur Winterpause ausfiel.

So konnte Peschke erst in der Rückrunde der Uerdinger Abwehr, die ohne ihn oft arg gebeutelt war, wieder etwas Stabilität verleihen. Doch da steckte die Mannschaft schon tief im Tabellenkeller, aus dem sie sich auch mit Hilfe ihres Kapitäns nicht mehr befreien konnte und schließlich aus der Bundesliga absteigen musste.

Peschke bestach als Antreiber und Leitfigur

Peschke blieb dem Verein auch in der 2. Bundesliga treu und blieb in der Saison 1993/94 endlich von Verletzungen verschont. Trotz eines aus finanziellen Gründen stark reduzierten Kaders spielten die Uerdinger eine hervorragende Saison und schafften überraschend den sofortigen Wiederaufstieg. Für Peschke begann die Saison allerdings wieder nicht sehr vielversprechend. Am zweiten Spieltag flog er bei der 0:1-Heimniederlage gegen den FC Homburg nach einem Foul an Stefan Simon mit Rot vom Platz. Nach abgesessener Sperre kehrte er jedoch als absoluter Leistungsträger dauerhaft in die Mannschaft zurück und war als routinierter Abwehrchef einer der zentralen Schlüsselfiguren für die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus. Peschke gab der Abwehr viel Sicherheit und überzeugte zudem als Antreiber und Führungsspieler. Am Ende belegte Uerdingen den zweiten Platz hinter dem VfL Bochum und feierte am letzten Spieltag in Mannheim den verdienten Aufstieg in die Bundesliga.

Peschkes wohl beste Saison in Uerdingen

Vor der Saison 1994/95 galt Uerdingen als Abstiegskandidat Nummer eins, doch Peschke & Co. sollten alle Experten eindrucksvoll eines Besseren belehren. Die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel stand an keinem einzigen Spieltag auf einem Abstiegsplatz. Vor allem die Abwehr um ihren Organisator Heiko Peschke zeigte sich deutlich stabiler als noch zwei Jahre zuvor. Fast wäre Peschke erneut verletzungsfrei durch die Saison gekommen, doch beim legendären 1:1 gegen Bayern München, als Rückkehrer Stephan Paßlack den Rekordmeister mit seinem späten Ausgleichstreffer so ärgerte, dass Münchens Torwart-Titan Oliver Kahn nach dem Abpfiff wutentbrannt die Tür zur Gästekabine demolierte, prallte der Libero beim Rettungsversuch gegen Alexander Zickler mit seinem Mitspieler Horst Steffen zusammen und brach sich dabei zwei Mittelhandknochen. Zum Ende der Hinrunde fiel er für drei Spiele aus, bestritt aber insgesamt 31 der 34 Ligaspiele.

Am letzten Spieltag machte Uerdingen mit einem 3:2-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach den Klassenerhalt endgültig perfekt und Peschke krönte seine wohl beste Saison in Uerdingen mit dem entscheidenden Treffer zum 3:1.

Erstes Tor für den umbenannten KFC Uerdingen 05

So ging der Verein in der Saison 1995/96 unter dem neuen Namen KFC Uerdingen 05 in ein weiteres Jahr Bundesliga und Peschke ging am 2. Spieltag beim 1:1 gegen Eintracht Frankfurt mit seinem Ausgleichstreffer in der 60. Minute als erster Pflichtspieltorschütze des Krefelder Fußballclubs in die Geschichtsbücher ein.

Nach einem guten Start in die neue Saison schlug das Verletzungspech am 11. Spieltag beim 2:0-Heimsieg gegen den TSV 1860 München wieder zu und setzte den Uerdinger Kapitän erneut außer Gefecht. Eine schwere Innenbanddehnung im rechten Knie sorgte für eine lange Zwangspause, die sich bis zum Rückrundenstart hinziehen sollte. Obwohl Peschke verletzungsbedingt an beiden Wintertrainingslagern nicht teilnehmen konnte und ihm somit jegliche Spielpraxis fehlte, setzte ihn Trainer Funkel aufgrund seiner Wichtigkeit für die Defensive bereits zum Auftakt in Frankfurt ein.

Ohne den Libero war die Mannschaft in den sechs Spielen zuvor sieglos geblieben. Trotz einer unglücklichen 0:1-Niederlage im Waldstadion gelang ihm ein ordentliches Comeback, doch schon eine Woche später zeigte sich im Heimspiel gegen den FC Bayern München, dass der Libero noch lange nicht wieder in gewohnter Form war. Der Rekordmeister, damals noch von Otto Rehhagel trainiert, gewann in der Grotenburg mit 6:1 und Peschke erwischte einen rabenschwarzen Tag. Das Knie machte ihm danach wieder so große Probleme, dass an weitere Einsätze vorerst nicht zu denken war. Damals stand sogar ein vorzeitiges Karriereende im Raum, doch Peschke suchte den bekannten Bayern- und DFB-Doc Müller-Wohlfahrt in München auf und ließ sich später in Berlin von Professor Hertel erfolgreich operieren. Allerdings verpasste er dadurch die gesamte Rückrunde und die Mannschaft konnte ohne ihren Kapitän die Klasse leider nicht halten.

Uerdinger Libero findet wieder zu alter Form zurück

Zu Beginn der Saison 1996/97 war der Libero endlich wieder fit. Auf Wunsch des neuen KFC-Trainers Hans-Ulrich Thomale wurde Peschkes Vertrag um zwei Jahre verlängert. Im Gegensatz zu ihm hatten viele andere Leistungsträger den Verein verlassen und die Mannschaft bekam ein fast völlig neues Gesicht. Trotz der vielen neuen Spieler wurde Peschke vor Saisonstart mit großer Mehrheit als Kapitän bestätigt. In der Hinrunde fand der Uerdinger Libero zu alter Form zurück und bildete mit Neuzugang Andrej Panadic eine starke Innenverteidigung.

In den letzten Spielen vor der Winterpause erlebte die Mannschaft jedoch einen sportlichen Einbruch und als Peschke beim 5:0-Heimsieg gegen den VfB Leipzig zum Rückrundenauftakt nach einer guten halben Stunde wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel ausgewechselt werden musste, nutzte sein Vertreter Uwe Grauer die Chance und verdrängte ihn vorübergehend auf die Bank. Erst in den letzten Spieltagen geriet Thomale aufgrund des ausbleibenden sportlichen Erfolges zunehmend unter Druck und Peschke kehrte, wie von den Fans lautstark gefordert, in die Stammelf zurück.

Das vorzeitige Karriereende

Noch vor Beginn der neuen Saison bat Heiko Peschke im Juni 1997 um die Auflösung seines Vertrages. Der KFC kam seinem Wunsch nach, doch ein angedachtes Engagement bei einem anderen Zweit- oder Regionalligisten zerschlug sich. So eröffnete er mit einem Partner ein Sportgeschäft an der Friedrich-Ebert-Straße und wurde Trainer bei Anadolu Türkspor Krefeld. Dort arbeitete er bis zum Jahr 2000 und führte die Mannschaft in die Landesliga. Parallel dazu erwarb er die Fußball-Lehrer-Lizenz und schloss 1998 den DFB-Lehrgang in Köln als Jahrgangsbester ab. Anfang 2001 übernahm er den Verbandsligisten VfR Neuss, konnte die Mannschaft aber nicht vor dem Abstieg bewahren. Nach einer weiteren Trainerstation beim 1. FC Krefeld wurde Peschke Sportlehrer an einer Schule im Kreis Wesel.

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