Diesmal geht es um unseren ehemaligen Stürmer Heiko Laessig, der von 1991 bis 1996 für Uerdingen aktiv war.
Heiko Laessig startete seine Laufbahn 1977 in der Jugend des 1. FC Magdeburg. Als 19-Jähriger feierte er 1987 für den Verein sein Debüt in der DDR-Oberliga. Bis zur Einstellung der Spielklasse im Jahr 1991 kam er zu 59 Einsätzen und erzielte dabei 17 Treffer.
Nachdem sich der 1. FC Magdeburg nicht für die 1. und 2. Bundesliga qualifizieren konnte, folgte der Wechsel zu den gerade aus dem Fußballoberhaus abgestiegenen Uerdingern. Nach acht Jahren Erstklassigkeit kam es bei den Blau-Roten unter dem neuen Coach Friedhelm Funkel in der 2. Bundesliga zu einem umfangreichen personellen Umbruch. Ein Großteil der Abstiegsmannschaft hatte den Verein verlassen und der damalige Manager Felix Magath sollte in Absprache mit dem Trainer ein neues Team zusammenstellen.
Magath lockt Laessing nach Uerdingen
Heiko Laessig war Friedhelm Funkel bereits zwei Jahre zuvor aufgefallen, als er mit dem 1. FC Magdeburg ein Freundschaftsspiel beim VfR Neuss bestritten hatte, der seinerzeit von Funkel trainiert wurde. Als Laessig dem Verein angeboten wurde, bekam er zunächst die Möglichkeit, sein Können als Gastspieler im IFC-Cup gegen Sturm Graz unter Beweis zu stellen. Laessig überzeugte beim 3:1-Erfolg gegen den österreichischen Erstligisten im Ludwig-Jahn-Stadion in Kempen und Magath gelang es den Stürmer daraufhin nach Krefeld zu locken, obwohl diesem auch ein lukratives Angebot des Halleschen FC aus der 2. Bundesliga Süd vorlag.
Fortuna-Präsident Jean Löring riss ihm einen Schuh vom Fuß
In Krefeld fasste der damals 24-Jährige schnell Fuß und wurde auf Anhieb zu einem Leistungsträger. Zusammen mit Thomas Adler bildete er ein brandgefährliches Sturmduo und hatte mit neun Treffern in 30 Spielen großen Anteil am Gewinn der Meisterschaft in der 2. Bundesliga Nord und dem damit verbundenen Wiederaufstieg.
In der so erfolgreichen Saison 1991/92 hatte Laessig aber auch einen unvergesslichen Schockmoment zu verdauen: Beim 2:1-Auswärtssieg am 6. Spieltag bei Fortuna Köln zerrte ihn der legendäre Fortuna-Präsident Jean Löring in die Kölner Kabine und riss ihm gewaltsam einen Schuh vom Fuß. Von unerlaubten Rugby-Stollen war die Rede und der Schuh sollte als Beweisstück dienen. Der Vorwurf der Domstädter verpuffte jedoch, da er sowohl vom Schiedsrichter als auch später von der Herstellerfirma des Schuhs widerlegt wurde.
„Fernsehurteil“ bringt sechswöchige Sperre für den Uerdinger
Die Bundesliga-Spielzeit 1992/93 stand sowohl für die Mannschaft wie auch für Laessig persönlich unter keinem guten Stern. Nach dem 2:1-Heimsieg am 11. Spieltag gegen den VfL Bochum gab Laessig in einem TV-Interview zu, dass er seinen Gegenspieler Olaf Dressel bei einem von beiden Seiten hart geführten Zweikampf im Eifer des Gefechts in den Schritt gekniffen hatte. Seine Ehrlichkeit wurde ihm daraufhin zum Verhängnis. Während der Schiedsrichter die Tat ungesühnt ließ, leitete der damals gerade ins Amt gekommene DFB-Chefankläger Horst Hilpert ein Verfahren ein und verhängte durch ein „Fernsehurteil“ eine sechswöchige Sperre für den Uerdinger. Geschäftsführer Edgar Geenen hatte vor der Verhandlung fest mit einem Freispruch gerechnet und Trainer Friedhelm Funkel sprach im Anschluss von einem „Skandal-Urteil“. Zu dieser Zeit standen die Uerdinger noch im gesicherten Mittelfeld der Tabelle, blieben anschließend aber ohne Laessig bis zur Winterpause sieglos. Mit sieben Treffern in 24 Spielen war Laessig zwar noch der erfolgreichste Uerdinger Torschütze, aber die Mannschaft verpasste am Ende der Saison damals leider den Klassenerhalt.
Überraschender Wiederaufstieg in die Bundesliga
Nach dem Abstieg lief es in der Saison 1993/94 in der 2. Bundesliga wieder richtig gut für die Blau-Roten und Laessig war mit acht Toren in 35 Spielen erneut der beste Uerdinger Torjäger. Nach anfänglichen Schwierigkeiten brillierte das Team von Trainer Friedhelm Funkel und setzte sich am 12. Spieltag mit einem 1:0-Heimsieg gegen den TSV 1860 München durch einen Treffer von Heiko Laessig endgültig in der Spitzengruppe der 2. Bundesliga fest. Dort hielt sich die Mannschaft bis zum Ende der Saison und feierte als Tabellenzweiter hinter dem Meister VfL Bochum schließlich den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga, den ihr vor der Spielzeit kaum einer zugetraut hatte.
Zurück im Fußballoberhaus schafften die Uerdinger in der Saison 1994/95 sensationell den Klassenerhalt, ohne auch nur einen Spieltag auf einem Abstiegsplatz gestanden zu haben. Heiko Laessig war erneut Stammspieler an der Seite von Youngster Markus Feldhoff, der in dieser Spielzeit seinen großen Durchbruch als Profi schaffte. Mit ihm harmonierte er hervorragend im Angriff – genauso gut wie ein Jahr später mit dessen Nachfolger Erik Meijer. Dabei überzeugte Laessig mit seiner Schnelligkeit, seinem Durchsetzungsvermögen und seinem guten Auge für die Mitspieler. Leider stand am Ende der Saison 1995/96 trotz einiger guter Auftritte der erneute Abstieg des KFC in die Zweitklassigkeit.
Wechsel in die neue Heimat Salzburg
Nach insgesamt 155 Pflichtspielen und 33 Treffern für Uerdingen sowie zwei Bundesliga-Aufstiegen mit den Blau-Roten lief sein Vertrag im Sommer 1996 aus und Laessig verließ den Verein daraufhin. Der Schweizer Erstligist FC St. Gallen zeigte großes Interesse, doch das damals gerade in Kraft getretene Bosman-Urteil, nach dem Spieler nach Vertragsende erstmals ablösefrei wechseln dürften, galt seinerzeit nur innerhalb der Europäischen Union. So entschied sich Laessig schließlich zu einem Wechsel nach Österreich zu Austria Salzburg. Dort wurde er gleich in seinem ersten Jahr österreichischer Meister und spielte mit der Austria in der Folge auch in der Champions League Qualifikation. Über die Jahre wurde er immer mehr zu einer Leitfigur in der Mannschaft und wurde im Jahr 2000 sogar Kapitän der Salzburger.
Obwohl Laessig inzwischen nicht mehr im Angriff spielte, sondern die Fäden im Mittelfeld zog, wurde er zweimal hintereinander bester Torschütze des Clubs. 2003 führte er Salzburg sensationell in den UEFA-Cup und erzielte am 8. März 2003 gegen Klagenfurt zudem das erste Salzburger Tor in der damals neuerrichteten Red-Bull-Arena.
Im Herbst seiner Laufbahn fungierte er als Abwehrchef und beendete 2005 nach 266 Ligaspielen und 42 Toren für Salzburg schließlich seine aktive Karriere. Seitdem arbeitet Laessig, der in seiner kompletten Fußballer-Laufbahn nur für drei verschiedene Vereine auflief, in der Scouting- und Nachwuchsabteilung von Red Bull Salzburg.