Raths im Interview: „Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns!“

Treue. Liebe. Tradition.

Damien, du und deine drei Mitstreiter seid jetzt sechs Tage im Amt als Vorstand des KFC Uerdingen. Wie sahen die ersten Tage aus?
Damien Raths Wir vier haben seit Dienstag quasi Tag und Nacht an der Zukunft des KFC gearbeitet. Wir arbeiten gefühlt gleichzeitig an 1000 Baustellen und führen sehr viele Gespräche. Grundsätzlich ist die Stimmung positiv und die Personen und Institutionen, mit denen wir bislang gesprochen haben, sind hilfsbereit. Dennoch ist die Situation, in der der KFC aktuell steckt, gefährlich. Der Schuldenberg ist groß, wir haben keinen Sponsor und keine Mannschaft. Dazu kommt, dass die Insolvenz der KFC Uerdingen GmbH auch den Stammverein massiv beeinträchtigt. Unsere erste Aufgabe ist es, wirtschaftliche Handlungsfähigkeit herzustellen, denn vorher ist es uns nicht einmal möglich, Verträge jeglicher Art abzuschließen.

Zum Glück bist du nicht alleine. Wie kann man sich die Arbeit vorstellen?
Raths Für mich war es sehr wichtig, dass wir ein Vorstandsteam haben, in dem jeder seine Stärken aufweist. Das ist uns in der aktuellen Besetzung sehr gut gelungen. Andreas Scholten bespricht alle Themen rund um das Stadion mit der Stadt und führt Verhandlungen über eine Spielstätte und spricht mit dem WDFV bezüglich des Spielbetriebs für die kommende Saison. gleichzeitig organisiert er einen möglichen Spielbetrieb für die kommende Saison. Sven Hartmann kümmert sich um die finanziellen Angelegenheiten, führt finanzielle Analysen durch und kalkuliert Budgets. Dafür spricht er viel mit den aktuellen Gläubigern und dem Insolvenzverwalter der GmbH. Christoph Lenz strukturiert aktuell das Mitgliederwesen und den Jugendbereich und hat sich um die rechtlichen Angelegenheiten rund um unsere Bestellung gekümmert. Ich habe mich konkret mit Bürgermeister Frank Meyer getroffen, der uns seine Hilfe zugesichert hat, habe Gespräche mit allen Mitarbeitern der insolventen GmbH geführt, in dem ich das klare Ziel formuliert habe, diese gerne halten zu wollen. Dazu habe ich bereits einige Sponsorengespräche geführt sowie mit dem Sportlichen Personal über die kommende Saison gesprochen. Wir haben eine klare Vorstellung, was die Zusammensetzung des Kaders betrifft. Wir werden den sich daraus ergebenden Kostenrahmen mit den Vorstellungen der Spieler und mit unseren künftigen Möglichkeiten abgleichen.

Das klingt doch grundsätzlich sehr positiv…
Raths Wie gesagt: Wir haben noch sehr, sehr viel Arbeit vor uns in den kommenden Tagen. Allen muss klar sein, dass ein sehr schweres Jahr vor uns liegt. Das können wir auch nicht alleine stemmen. Wir brauchen jetzt jeden, nicht nur den Vorstand, sondern auch Verwaltungsrat, Fans, Mitglieder, Politik und vor allem Sponsoren und Partner.

Was ist euer konkretes Ziel?
Raths Wir wollen gemeinsam den Verein aus dieser schweren Krise führen. Langfristig muss natürlich das Ziel sein, dass Uerdingen 05 wieder höherklassig spielt. Wichtig ist mir, dass wir eine solide Struktur aufbauen. Auch aus diesem Grund habe ich mich sofort mit den entlassenen Mitarbeitern der Gmbh getroffen. Wir brauchen eine professionelle Ausrichtung, in der jeder weiß, was er zu tun hat. Wir müssen den Klub wieder in der Mitte der Stadt verankern. Die Spieler, die Mitarbeiter, wir als Vorstand, wir müssen alle „unter die Leute“. Christoph war vergangene Woche stellvertretend für uns alle bei einer Versammlung des Stadtsportbundes. Dort waren wir erstmals seit Jahren vertreten. Doch uns ist klar – es geht nur gemeinsam, auch mit den anderen Vereinen der Stadt Krefeld. Nur so können wir auch die sportlichen Grundlagen schaffen, erfolgreichen Fußball spielen zu können. Wir brauchen eine feste Trainingsstätte und ein Heimstadion. Nur dann können wir den Verein mittelfristig gesund aufstellen.

Das klingt nach einer Mammutaufgabe. Was hat dich am KFC Uerdingen gereizt?

Damien Raths

Raths Ich bin durch meinen Beruf im internationalen Fußball sehr viel in Deutschland und Belgien unterwegs. Daher kenne ich auch den KFC Uerdingen sehr gut. Interessiert hat mich der Verein bereits seit der Lakis-Ära, in den vergangenen Wochen habe ich mich dann beim Insolvenzverwalter gemeldet und gefragt, ob ich dem KFC helfen kann. So kam der – übrigens sehr konstruktive – Kontakt zum Verwaltungsrat zustande. Für mich hat der KFC Uerdingen ein riesiges Potential. Allein schon durch das Stadion. Dazu kommt die Tradition des Klubs und die fußballverrückte Stadt. Schaut euch nur die Grotenburg-Supporters an. Da helfen 400 Leute dabei, das Stadion umzubauen. Wo gibt es sowas aktuell denn sonst noch? Die Supporters haben uns bereits ihre Hilfe bei anderen Projekten zugesichert, wofür ich zutiefst dankbar bin.

Wer ist Damien Raths überhaupt? Und was bringst du mit, um den KFC zu führen?
Raths Ich komme ursprünglich aus Wiltz in Luxemburg. Dort war ich U17- und U19-Nationalspieler. Ich war Vizepräsident von Racing Union Luxemburg und führe den FC Avenir Beggen als Vorsitzender. Dazu habe ich Fußball-Management in Düsseldorf studiert und habe die Firma Raths Sportmanagement gegründet. Ich bin der festen Ansicht, dass ich dem KFC Uerdingen durch mein Know-How, meinen Ehrgeiz sowie meine Kontakte im internationalen Sport weiterhelfen kann. Ich kenne mich sehr gut im deutschen Fußball aus und arbeite mit vielen Vereinen zusammen. Trotzdem hätte ich dieses „Abenteuer“ niemals alleine gewagt – um so glücklicher bin ich, dass der Vorstand mit Andreas, Sven und Christoph so hervorragend und heterogen besetzt ist. Wir werden auch in den kommenden Tagen viele Tages- und Nachtschichten absolvieren, um das Schiff wieder flott zu kriegen. Wenn ich aber nicht dran glauben würde, dass wir es schaffen, hätte ich den Job gar nicht erst angenommen.

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